Alpenüberquerung 3.0

Die behutsam weiterentwickelte Variante meiner selbstgebastelten Alpenüberquerung bietet einen abwechslungsreichen Streifzug durch die Alpen in 13 sportlichen Etappen über ausgesetzte Bergwege, Demut lehrenden Gletschertouren und herrlichste Klettersteige von Garmisch im Wetterstein über die Sellrainer und Stubaier Alpen ins Ridnauntal und danach zurück ins Ötztal.

TourenProfil

Dauer
13 Tage
Zeitpunkt
August 2020
Gebirge
Ostalpen
Schwierigkeit
Schwer
Gesamtstrecke
171 KM
Aufstiegs-HM
14.680 Hm

Tag 1 – Eibsee – Wiener Neustädter Hütte

7 km | ↑ 1230 Hm | ↓ 10 Hm | 4 h

Wir starten am Sonntag mit unserer Alpenüberquerungsmission in 13 Etappen von Deutschland über Österreich bis nach Südtirol! Basierend auf den guten Erfahrungen der ersten Alpenüberquerung 1.0, handelt es sich bei dieser Tour um eine, an bestimmten Stellen modifizierte, und in meinen Augen noch bessere Tour! Für drei von uns wird diese Mission Alpenüberquerung die nächsten Tage bestimmen und eine Bergsteigerin schließt sich uns zusätzlich für die Ersteigung unseres höchsten deutschen Berges – by fair means – an.

Wir parken in Garmisch-Partenkirchen und starten, mit kleiner Verkürzung durch die Zugspitzbahn, entspannt vom Eibsee (999 m) mit kurzem Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte (2209 m). Wir sind dankbar, dass uns das gewitterliche Rumpeln, dass wir rundherum beobachten und hören, glücklicherweise verschont. Auf der Hütte legen wir uns bei köstlichem Abendessen und lecker Augustiner unsere Strategie für den morgigen Tag zurecht, der ebenfalls am Nachmittag Gewitter bereithalten soll.

Tag 2 – Wiener Neustädter Hütte – Zugspitze – Knorrhütte – Tilfußalm

14 km | ↑ 1080 Hm | ↓ 1910 Hm | 8 h

Wegen des drohenden Gewitters starten wir von der Wiener Neustädter Hütte (2209 m) nach kurzem Frühstück aus dem Rucksack – mit Blick auf den Eibsee – noch vor 6 Uhr Richtung Stopselzieherklettersteig (A/B). Schritt für Schritt geht es hinauf bis zur Zugspitze (2962 m). Schon am zweiten Tag haben wir bei unserer Mission den höchsten Berg Deutschlands erklommen! Es tröpfelt ein wenig, aber bei weniger gutem Wetter bleibt uns das sonst übliche Gedränge zumindest erspart.
Nach kurzer Rast am Gipfel verabschieden wir uns von unserer Gipfelstürmerin und setzen den Weg mit beherztem Geröllfeldspringen durch die Mondlandschaft Richtung Knorrhütte (2051 m) fort. Nach kurzer Stärkung mit Suppe und Kasspatzn geht es direkt weiter, vorbei am Gatterl (2024 m) bis zum Steinernen Hüttl (1917 m), wo wir uns dankbar an der SB-Kiste im Brunnen bedienen!
Wir bleiben glücklicherweise vom Gewitter verschont und erfreuen uns einiger Tropfen auf dem weiteren Abstieg zur Tilfußalm (1382 m), wo wir herzlich empfangen werden. Es ist eine tolle Alm, die großartig von einer Familie bewirtschaftet wird! Das Schlaflager kann 8 Personen beherbergen und im Zusammenspiel mit dem hervorragenden Abendessen, dem guten Service und dem ausgezeichneten Frühstück, können wir die Tilfußalm nachdrücklich empfehlen! Wir haben uns abends richtig satt gegessen und konnten unsere Bäuche mit selbstgemachtem Apfelstrudel sehr nahe ans Platzen führen 🙂 Dankeschön an Patrick, Jonas und die ganze Familie!

Tag 3 – Tilfußalm – Niedere Munde – Telfs – Rietz

20 km | ↑ 980 Hm | ↓ 1660 Hm | 7 ½ h

Auf der Tilfußalm (1382 m) werden wir mit einem super Frühstück ab 7 Uhr verwöhnt. Es gibt frisches Obst, verschiedene Müslisorten, leckeres Brot und mehrere Käsesorten. Es wurde mental schon schwierig uns von der Tilfußalm (1382 m) loszueisen. Der weitere Weg führt uns im zarten Nieselregen über die Niedere Munde (2059 m) und im Abstieg über die schöne Zimmerbergklamm nach Telfs. Ein Teilnehmer brauchte eine neue Schnalle für den Rucksack und wir konnten diese Nebenmission im Telfser Einkaufszentrum auch erfolgreich abschließen.

In Telfs haben wir uns auch direkt ein aus Suppe und Pizza bestehendes Abendessen gegönnt, da die gründliche Vorab-Recherche ergab, dass im Dörfchen Rietz zum Dienstagabend tatsächlich keines der Restaurants geöffnet hat! Der restliche Weg nach Rietz läuft weiter im Nieselregen an der Bahnschiene entlang und gibt den Blick frei auf das vor uns liegende Unwetter, welches sich zu unserem Glück als wenig beweglich erweist 🙂

Tag 4 – Rietz – Peter-Anich-Hütte – Schäfersteig – Dortmunder Hütte

20 km | ↑ 2190 Hm | ↓ 920 Hm | 8 ½ h

Von Rietz gehen wir an der Wallfahrtskirche zum hl. Antonius von Padua vorbei und steigen bis zur Peter-Anich-Hütte (1909 m) auf, die leider 2020 nicht bewirtschaftet ist. Der weitere Aufstieg führt am Angersee vorbei bis zum Bergkamm, wo wir am spärlich markierten Schäfersteig (I-II) wild und weglos ins Rietzer Loch und von dort weiter zur Dortmunder Hütte (1950 m) absteigen. Speziell die Zielgerade Richtung Kühtai zieht sich etwas, aber wird von Kuh-Gegenverkehr erheiternd aufgelockert. Die Dortmunder Hütte bietet für eine Alpenvereinshütte einen sehr großen Luxus, sowohl bei den Zimmern (mit Balkon!) als auch bei den Duschmöglichkeiten.

Wir lernen im Gastraum einen Vater mit Sohn kennen, die auch auf einer Alpenüberquerung unterwegs sind, aber eine andere Route als wir beschreiten. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen bleiben, dass wir die beiden antreffen.

Tag 5 – Dortmunder Hütte – Schweinfurter Hütte – Winnebachseehütte

21 km | ↑ 1690 Hm | ↓ 1280 Hm | 8 h

Nach einem leckeren Frühstücksbuffet auf der Dortmunder Hütte (1950 m) steigen wir über den Speichersee Finstertal zur Finstertaler Scharte (2779 m) auf. Beschwingten Schrittes geht es von dort für eine leckere Mittagseinkehr mit Kaspressknödel und Kaiserschmarrn zur Schweinfurter Hütte (2034 m) hinab. Danach geht uns der weitere Weg über das Zwieselbachjoch (2870 m) bis zur Winnebachseehütte (2362 m) deutlich leichter vom Fuß. Die Dusche wird kurzerhand durch einen beherzten Sprung in den Winnebachsee ersetzt. 

Am Abend lernen wir Jimmy kennen, der sich ein ehrgeiziges Bergprojekt zusammengebastelt hat, in der er mehr als 3 Wochen unterwegs sein wird! Cooles Projekt und unsere Gedanken sind bei Dir Bergkamerad! Wir haben von Dir einiges über Pizza und Urologinnen gelernt.

Tag 6 – Winnebachseehütte – Gänsekragen – Bachfallenferner – Gaislehnscharte –Amberger Hütte

13 km | ↑ 1250 Hm | ↓ 1530 Hm | 6 h

Vor dem Frühstück ist es Zeit eine alte Rechnung mit dem Gänsekragen (2915 m) zu begleichen (vgl. Alpenüberquerung 1.0). Mit unseren Stirnlampen erreichen wir den Gipfel gemeinsam mit Jimmy pünktlich kurz vor Sonnenaufgang. Danach schmeckt auch das verdiente Frühstück in der Winnebachseehütte (2362 m) deutlich besser!

Von der Winnebachseehütte (2362 m) geht es dann gemütlich zur Ernst-Riml-Spitze (2505 m) und weiter zum Bachfallenferner (WS-), wo wir die Steigeisen anlegen. Mich freut es besonders, dass die ersten Steigeisenschritte der Alpenüberquerungshelden von einem sehr breiten Grinsen begleitet werden. Wir steigen gemächlich bis zum Klettersteigeinstieg über den Gletscher auf und freuen uns darüber, dass das Stahlseil am Klettersteig bis nach unten zum Gletscher verlängert wurde, sodass der unangenehme Teil des Einstiegs zwischen Gletscher und Stahlseilbeginn deutlich entschärft wurde! Der Klettersteig zur Gaislehnscharte (3054 m) ist kurz, aber sehr schön! Die Schwierigkeit ordne ich mit B/C ein. In der Gaislehnscharte (3054 m) ist Zeit für eine deftige Rast mit formidablem Rückblick auf Gletscher und Klettersteig, was uns die Gelegenheit gibt, die erste erfolgreiche Gletscherbegehung meiner beiden furchtlosen Begleiter mit purer Freude zu würdigen. Der weitere Weg führt uns zuerst über Geröllgelände und später über Wiesenwege zur Amberger Hütte (2135 m), wo wir auch die anderen Alpenüberquerer wiedertreffen.

Tag 7 – Amberger Hütte – Sulztalferner – Daunjoch – Dresdner Hütte

11 km | ↑ 940 Hm | ↓ 760 Hm | 5 ½ h

Wir starten den heutigen Ruhetag von der Amberger Hütte (2135 m) mit einem sehr interessanten Gespräch Richtung Sulztalferner (WS), wo wir uns wieder die Steigeisen anlegen. Vom Sulztalferner geht es weglos über lockeres und brüchiges Ier Gelände zum Daunjoch (3057 m). Wir bemerken unterwegs, dass es um uns herum zunehmend finster wird, weshalb wir den Abstecher zum Hinterer Daunkopf (3225 m) lieber auslassen und uns sputen, um sicher zur nächsten Hütte zu gelangen. Der einsetzende Nieselregen beim Abstieg vom Daunjoch (3057 m) und der heftige Gewitterbeginn während wir durch die Eingangstür der Dresdner Hütte (2302 m) schreiten, lässt uns nachdrücklich Dankbarkeit über die heute getroffenen Entscheidungen empfinden.

Am Nachmittag gönnen wir uns im Gastraum beim Anblick des Unwetters das ein oder andere Kaltgetränk und ziehen eine Zwischenbilanz mit ausführlicher Feedbackrunde zu Stimmung, Tourenplanung, Miteinander und individuellen Wünschen.

Tag 8 – Dresdner Hütte – Großer Trögler – Sulzenauhütte

8 km | ↑ 830 Hm | ↓ 940 Hm | 3 ½ h

Der heutige Tag stellt den bewegungsärmsten Tag unserer Alpenüberquerung dar und führt uns von der Dresdner Hütte (2302 m) auf einem schönen Aufstiegsweg zum wolkenverhangenen Gipfel des Großer Trögler (2902 m), den wir Richtung Sulzenauhütte (2191 m) überschreiten. An der Hütte angekommen, entschließen wir uns noch zu einem Spaziergang zur Blauen Lacke (2289 m). Zum Hüttenabend lernen wir die Leipziger Caro & Robert kennen, die wir auf unserer Tour auch noch einmal wiedersehen sollten.

Tag 9 – Sulzenauhütte – Wilder Freiger – Becherhaus

8 km | ↑ 1310 Hm | ↓ 310 Hm | 5 ½ h

Unser Aufstieg von der Sulzenauhütte (2191 m) zum Signalgipfel (3392 m) wird von einem der am majestätischsten anmutenden Alpenbewohner begleitet. Es ist ein unbeschreiblich grandioses Erlebnis mehrere Steinböcke so nah beobachten zu können!
Wir statten dem Wilden Freiger (3418 m) einen Besuch ab, bevor wir zur höchsten Schutzhütte Südtirols, dem Becherhaus (3195 m) weiterziehen. Mit der Überquerung des Alpenhauptkamms und dem Übertritt nach Südtirol, haben wir unsere selbstformulierte Mission der Alpenüberquerung damit auch erfolgreich bewältigt, d.h. die weiteren Abschnitte sind streng genommen einfach maximale Begeisterung verströmender Bergbonus. Am Becherhaus angekommen, gesellen sich die beiden sympathischen Bergsteiger Babsi und Flo zu uns an den Tisch und wir haben einen ausgesprochen heiteren Hüttenabend mit einigen Kartenspielrunden und zahlreichen Getränken. Wir schwatzen mit dem Hüttenwirt Erich Pichler, besichtigen die Kapelle und genießen das optische Spiel der untergehenden Sonne mit den ausladenden Gletschern

Tag 10 – Becherhaus – Wilder Pfaff – Pfaffenkogel – Schußgrubenkogel – Hildesheimer Hütte

11 km | ↑ 930 Hm | ↓ 1250 Hm | 8 h

Für den ergreifenden Sonnenaufgang am Becherhaus (3195 m) unterbrechen wir das Frühstück sehr gerne. Die Tour führt uns heute über den Übeltalferner (WS) und weiter über einen luftigen Steig zum Wilden Pfaff (3458 m, I-II, versichert) und damit wieder auf österreichisches Terrain. Bei herrlichstem Wetter geht es ohne Eile durch den Pfaffensattel (3332 m) auf den Sulzenauferner (WS+) und weiter zum Pfaffenkogel (3366 m) für eine aussichtsreiche Rast. Wir steigen über das Pfaffenjoch (3213 m) zur Hildesheimer Hütte (2899 m) ab, wo uns Gustl schon von weitem mit dem Fernglas erspäht hat. Wir entschließen uns für einen Bonus zum Schußgrubenkogel (3211 m, I), der unter dem Gipfel einen schönen Plattenweg bereithält. Der Abend eröffnet wieder gute Gespräche mit den übrigen Hüttengästen in wohliger Atmosphäre.

Tag 11 – Hildesheimer Hütte – Siegerlandhütte – Schwarzsee – Schutzhütte Schneeberg

14 km | ↑ 790 Hm | ↓ 1340 Hm | 6 ½ h

Von der Hildesheimer Hütte (2899 m) wandern wir zur Siegerlandhütte (2710 m) für eine kurze Rast und weiter zur Windachscharte (2862 m), wo wir wieder Südtiroler Gebiet betreten. Der vegetative Unterschied von schroffer Gebirgslandschaft hin zu grünen Wiesenhängen wird uns bei der heutigen Etappe besonders deutlich. Beim Schwarzsee (2505 m) angekommen legen wir bei vortrefflichem Wetter eine Schlafpause begleitet von leichtem Schnarchersäuseln ein. Der weitere Weg führt uns dann über die Karlscharte (2668 m) zu unserem Tagesziel, der Schutzhütte Schneeberg (2355 m), die mit allem erdenklichen Luxus (warme Dusche und Betten) ausgestattet ist.

Tag 12 – Schneeberg – Timmelsjoch – Rötespitze – Brunnenkogelhaus

17 km | ↑ 1400 Hm | ↓ 1000 Hm | 7 ½ h

Heute wartet das große Finale! Von der Schutzhütte Schneeberg (2355 m) gehen wir über Timmelsbrücke und dann entlang des malerisch dahinfließenden Timmelsjochbach sanft über Wiesen ansteigend bis zum Timmelsjoch hinauf. Von dort geht es weiter im felsigen Gelände über Wannakarsattel (2914 m) über die Gipfelschar Wilde Rötespitze (2965 m), Rötkogl (2892 m), Brunnenkogel (2775 m) und zum krönenden Abschluss auf das absolut einzigartig gelegene Brunnenkogelhaus (2738 m), wo wir bereits von Weitem ein Blechblasorchesterkonzert vernehmen. Dieses Ausmaß an Ehre für unsere gemeinsame Leistung wäre aber natürlich nicht nötig gewesen 🙂 Auch ein Helikopter samt Besatzung macht gerade am Brunnenkogel Rast und genießt das Musikkonzert, bevor die Rotorblätter beim Abflug die Soundkulisse markant zu ändern vermag. Wir freuen uns, dass wir auf dem Brunnenkogelhaus unsere alten Bekannten Caro & Robert wieder treffen und wir uns erneut austauschen können. Wir schauen am Abend beim Sonnenuntergang mit großem Verlangen Richtung Ötztaler Alpen und Wildspitze.
Meinen herzlichsten Glückwunsch an Vincent und Matthias zur erfolgreichen Missionserfüllung weit über das Mindestmaß einer üblichen Alpenüberquerung hinaus!

Tag 13 – Brunnenkogelhaus – Sölden = Mission erfüllt!

7 km | ↑ 60 Hm | ↓ 1380 Hm | 2 h

Wir steigen noch vor dem Frühstück vom Brunnenkogelhaus (2738 m) über Brunnenkogelalm (1972 m) bis nach Sölden ab, wo wir Caro und Robert wiedertreffen. Wir versorgen uns beim Bäcker mit allerlei schmackhaften Leckerein und treten gemeinsam die Busrückreise nach Ötztal Bahnhof an, wo wir mit Zügen über Innsbruck bis nach Garmisch-Partenkirchen transferieren und dann in die Heimat düsen.

Auf der nicht ganz direkten Rückreise bin ich zum Schulanfang meines goldigen Patenkindes eingeladen und ich muss schon sagen… Wie groß die Burschen doch werden, wenn man mal kurz in den Bergen ist 🙂

Ich bin sehr interessiert an Feedback zu dieser Tour, also schreibt ruhig was Euch beim Lesen gefallen hat, was Ihr an der Tour gegebenenfalls ändern würdet und was Ihr Euch für die nächsten Berichte wünscht. Wenn ich Euer Interesse für eine derartige Tour geweckt haben sollte, dann lasst es mich gerne wissen 🙂

Berg Heil!
Christian

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