Alpine Touren in der Silvretta 2023

Eine wunderbare Woche mit Schnee im Juli, betreutem Steinbockstreicheln und herrlichen Gipfelerlebnissen

TourenProfil

Dauer
7 Tage
Zeitpunkt
Juli 2023
Gebirge
Silvretta
Schwierigkeit
Schwer
Gesamtstrecke
76 KM
Aufstiegs-HM
6.310 Hm

Tag 1 – Galtür – Steinmannl – Jamtalhütte

10 km | ↑ 720 Hm | ↓ 230 Hm | 4 h

Wir steigen von Galtür gemütlich entlang am Jambach zur Jamtalhütte 2165 m auf. Nach einer kurzen Eincheck- und Begrüßungsgetränkzeremonie gehen wir noch eine kleine Runde übers Steinmannl 2358 m und schauen Richtung des kürzlich abgegangenen Felssturzes am südlichen Fluchthorn, wo es noch sehr vernehmbar und trotz der Entfernung unheimlich laut rumpelt. Also war es eine gute Entscheidung den Zustieg statt wie geplant über die Heidelberger Hütte doch direkt zur Jamtalhütte zu wählen. Wir haben das Wetter soweit gut abgepasst und genießen die nächste Runde Kaltgetränke in der Hütte während draußen ergiebige Schauer wüten.  

Tag 2 – Jamtalhütte – Hintere Jamspitze – Rußkopf – Jamtalhütte

14 km | ↑ 1210 Hm | ↓ 1210 Hm | 8 h

Heute steht die Hintere Jamspitze 3153 m auf dem Programm, allerdings bei eher wechselhaftem, um nicht zu sagen relativ feuchtem Wetter. Regen und Schneeregen wechseln sich ab, weshalb auch vergleichsweise wenige Fotos entstanden sind. Wir steigen in weitem Bogen um den Rußkopf herum und lassen diesen zuerst rechts liegen. Danach suchen wir uns einen sandigen Weg hinab zum geröllüberfüllten Jamtalferner, den wir zügig queren. Unterhalb vom Urezzas-Joch navigieren wir schlangenförmig durch die Fels-Eis-Formationen und suchen uns einen gemütlich-flachen Anstieg in einer großen Links-Kurve bis unterhalb vom Jamjoch zwischen Vorderer und Hinterer Jamspitze. Im Jamjoch liegen frisch verschneite Gletscherpassagen vor uns und wir seilen sicherheitshalber doch noch an. Die letzten Meter zum Gipfel der Hinteren Jamspitze 3153 m legen wir durchs unerfreulich lockere Geröll zurück. Auf dem Rückweg statten wir dem Rußkopf 2693 m noch einen kleinen Besuch ab und legen ein kleines Päuschen im Bretterverschlag für Tee und Müsliriegel ein. In Summe eine technisch nicht allzu schwierige Tour, die sich aber speziell bei den Wetterbedingungen die wir vorgefunden haben doch ziehen kann. 

Tag 3 – Jamtalhütte – Pfannknecht – Steinmannl – Jamtalhütte

8 km | ↑ 840 Hm | ↓ 840 Hm | 5 ½ h

Das Wetter hat sich nicht sonderlich stark gebessert und wir beschließen einmal den Pfannknecht 2819m zu untersuchen. Der Klettersteig (Kategorie C) ist nicht lang und bei trockenen Verhältnisse auch nicht übermäßig schwierig, aber wir beschließen aufgrund der Rutschgefahr kurz unter dem letzten steileren Aufschwung auf etwa 2800m doch den Rückzug anzutreten. Auf dem Rückweg zur Jamtalhütte haben wir unglaubliches Glück und können hautnah eine junge Steinwildpopulation erleben. Großartig und gewaltig beeindruckend wie geschickt sich diese majestätischen Tiere im alpinen Gelände bewegen können! 

Am Abend kommt unser nachgereistes Seilschaftsmitglied dazu und wir machen auch nochmal eine kleine Runde über Steinmannl 2358 m damit sich die anschließende Dusche auch lohnt. Das fleißige Team auf der Jamtalhütte hat uns bereits merklich ins Herz geschlossen und drückt das Bedauern unseres baldigen Abschieds mit mehreren Schnapsrunden aus. Da wäre es wohl auch unhöflich abzulehnen 🙂

Tag 4 – Jamtalhütte – obere Ochsenscharte – Wiesbadener Hütte

8 km | ↑ 840 Hm | ↓ 570 Hm | 5 ½ h

Der neue Tag begrüßt uns mit einer schlagartig geänderten Aussicht auf die umliegenden stark bezuckerten Gipfel. Bereits die erste Passage (diesmal zum unteren Teil) des Jamtalferners erweist sich als spannend bei 20-30 cm Neuschnee. Wir seilen dementsprechend frühzeitig an und kämpfen uns zur Oberen Ochsenscharte 2977 m hinauf. Aufgrund der herrschenden Verhältnisse haben wir den ursprünglichen Plan der Dreiländerspitze 3197 m auch bereits aufgegeben. Das Wetter lässt uns am heutigen Tage auch nicht übermäßig lange ausharren und wir gehen direkt weiter über die kläglichen Reste des Vermuntgletchers zur Wiesbadener Hütte 2243 m, wo uns Ralf bereits mit einer Runde Kaltgetränke begrüßt. 

Tag 5 – Silvrettahorn

9 km | ↑ 940 Hm | ↓ 940 Hm | 6 ½ h

Die Wetterbedingungen sehen heute abgesehen von der Schneeauflage ganz gut aus und wir machen uns angeseilt an den Aufstieg über den Ochsentaler Gletscher. Einige Seilschaften gehen zum Piz Buin 3312 m und wir freuen uns neben dem schönen Anblick von Kl. und Gr. Piz Buin, dass sich nicht alle Seilschaften auf denselben Weg wie wir machen. Wir nehmen die namenlose Scharte zwischen Egghornlücke 3047 m und Silvrettahorn 3244 m unter die Steigeisen und gehen den weiteren Weg ohne Seil. Unter dem Gipfelaufbau sind gute Zwischensicherungen gebohrt und so nehmen wie das Angebot der 4 SL (II) aufgrund der Schneesituation gerne an. Unsere Seilschaft hat sichtlich Spaß dabei und wir genießen einen phänomenalen Ausblick vom Silvrettahorngipfel. Nur zur Sicherheit entscheide ich mich unsere Seilschaft abzulassen und gehen den selben Weg beseelt retour zur Wiesbadener Hütte.

Tag 6 – Wiesbadener Hütte – Sattelkopf – Saarbrücker Hütte

12 km | ↑ 910 Hm | ↓ 840 Hm | 6 ¼ h

Heute gehen wir das Ochsental hinab zum Sivrettastausee und begegnen auf unserem Weg einer sehr großen Kuhherde, die ebenfalls fleißig auf dem Weg ist. An der Klostertaler Umwelthütte gehen wir vorbei und steigen über das Verhupftäli hinauf zum Litznersattel 2737 m. Dort deponieren wir das Gepäck und steigen mit Helm auf den  bröseligen Sattelkopf 2866 m. Danach gehen wir im Schatten vom Großlitzner zur Saarbrücker Hütte 2538 m. 

Tag 6 – Bonus: Kleinlitzner

2 km | ↑ 250 Hm | ↓ 250 Hm | 1 ¾ h

Als kleine Bonusetappe gehen wir noch in kleiner Gruppe den kleinen Klettersteig zum Kleinlitzner 2783 m an. Dieser Steig (KS-Kategorie B/C) ist sehr schön angelegt und macht richtig Laune! Auch die Aussicht ist mehr als nur gewaltig. 

Tag 7 – Östliche Kromerspitze – Silvretta-Stausee

10 km | ↑ 500 Hm | ↓ 1010 Hm | 5 h

Wir starten den letzten Tag gemütlich nach dem Frühstück mit einem Abstecher über die Seelücke 2776 m zur Östlichen Kromerspitze 2844 m wo es zieht wie Hechtsuppe! Wir genießen den Ausblick und sind schon etwas traurig, dass es bald schon wieder zurück in die Zivilisation geht. Wir satteln unser Gepäck an der Saarbrücker Hütte und gehen über Tschifernella zum Silvrettastausee, von wo wir mit dem Bus zurück nach Galtür shutteln. 

Ich bin sehr interessiert an Feedback zu dieser Tour, also schreibt ruhig was Euch beim Lesen gefallen hat, was Ihr an der Tour gegebenenfalls ändern würdet und was Ihr Euch für die nächsten Berichte wünscht. 

 
Berg Heil! 
Christian

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